Als Naturtherapeut*innen und Naturcoaches müssen wir häufig die Himmelsrichtungen bestimmen (z.B. für das Instrument der „Kreisarbeit“, siehe S. 98 ff. in meinem Naturtherapie-Buch). Zu diesem Zweck hat man am besten immer einen Kompass im Rucksack. Aber auch mir ist es schon passiert, dass ich mit meinen Klient*innen ohne Kompass losgegangen bin. Wie kann man dann die Himmelsrichtungen bestimmen? Mit den 11 Tricks aus diesem Artikel geht das ganz leicht!
Nie ohne Seife waschen
Den Merksatz für die Himmelsrichtungen im Uhrzeigersinn kennst Du sicher. Auch „Nie ohne Socken wandern“ ist weit verbreitet. (Kennst Du noch einen Merksatz? Dann schreib ihn gern in die Kommentare!)
Aus der Anordnung von Norden, Osten, Süden und Westen ergibt sich, dass wir nur eine Himmelsrichtung bestimmen müssen, um zugleich auch die anderen zu wissen. Dazu empfehle ich Dir, immer mehrere Zeichen in der Natur miteinander abzugleichen. Denn ein bemooster Baum im Wald ist noch lange kein Anzeichen für die Nord-Richtung!
1. Sonnenstand nach Uhrzeit
Ein gutes Hilfsmittel, um die Himmelsrichtungen zu bestimmen, ist die Sonne. Sie steht immer zur gleichen Zeit in der selben Richtung, auch wenn sie nicht zu sehen ist.
Winterzeit (MEZ) Sommerzeit (MESZ)
6.30 Uhr Osten 5.30 Uhr
9.30 Uhr Südosten 8.30 Uhr
12.30 Uhr Süden 11.30 Uhr
15.30 Uhr Südwesten 14.30 Uhr
18.30 Uhr Westen 17.30 Uhr
Sicher kennst Du auch den Merksatz: „Im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen.“
2. Wuchsrichtung der Bäume
Die bei uns häufigen nordwestlichen Winde beeinflussen den Pflanzenwuchs. Man kann es an alleinstehenden Bäumen und kleinen Baumgruppen erkennen, die starken Winden ausgesetzt sind: Der Wind hat sie in südöstliche Richtung gedrückt.
3. Mit Jahresringen die Himmelsrichtungen bestimmen
Aus dem gleichen Grund liegen Jahresringe an Baumstümpfen an der Nord-West-Seite meistens enger zusammen. Um die Himmelsrichtungen mit diesem Hinweis zu bestimmen, achte darauf, ob der Baum auch genug dem Wind ausgesetzt war. Mitten im Wald ist das z.B. nicht der Fall.
4. Grashalme
Auch freistehende Sträucher und Grasbüschel sind von den Nord-West-Winden gekennzeichnet und zeigen nach Nordwesten hin kürzere, struppigere Grashalme und auf der gegenüberliegenden Seite (Südost) längere, meist liegende Gräser.
5. Moos an der Wetterseite
Gerade gewachsene, allein stehende Bäume, Zaunpfähle oder Masten sind an der Wetterseite (Nordwesten) häufig bemoost, verwittert oder von Flechten und Algen bewachsen.
Aber Achtung: Im Wald kann das Mikroklima auch ganz anders sein und der Wind in eine andere Richtung abgelenkt werden. Daher achte auf jeden Fall darauf, ob der Baum oder Mast wirklich frei steht und ziehe auch noch andere natürliche Wegweiser zum Bestimmen der Himmelsrichtungen hinzu!
6. Ameisenhaufen
Bei Ameisenhaufen befinden sich die Haupteingänge der Ameisen auf der wetterabgewandten Süd-Ost-Seite. Vielleicht musst Du erst einige Zeit beobachten, an welcher Stelle die Ameisen hauptsächlich ihren Bau betreten und verlassen.
7. Richtungsbestimmung mit Sonne und Uhr
Dazu brauchst Du eine Uhr mit Zifferblatt, die Du waagerecht vor Dich hältst. Richte den kleinen Zeiger auf die Sonne. Am Vormittag halbiere den Winkel zwischen dem kleinen Zeiger und der 12 auf der linken Hälfte des Zifferblatts („vor“ der 12), dann hast Du die Südrichtung.
Am Nachmittag halbierst Du den Winkel zwischen dem kleinen Zeiger und der 12 auf der rechten Hälfte („nach“ der 12). Auch hier zeigt die Winkelhalbierende wieder in Richtung Süden. Achtung: Winterzeit benutzen, denn bei Sommerzeit stehen die Zeiger eine Stunde vor!
8. Himmelsrichtungen bestimmen mit dem Handy
Mit der Google Maps-App für Android und iOS kannst Du die Himmelsrichtungen bestimmen, indem Du auf die angezeigte Kompassnadel achtest. Die rote Seite der Nadel zeigt immer nach Norden, ganz egal wie Du den Kartenausschnitt drehst.
Achtung: Der eingebaute Kompass des Handys kann fehlerhaft sein, aber GoogleMaps irrt sich nie.
9. Orientierung am Polarstern
Falls Du bei Dunkelheit mit Deinen Klient*innen arbeitest (und die Sterne sichtbar sind), kannst Du auch den guten alten Polarstern zu Hilfe nehmen: Dieser Stern bewegt sich nicht, daher kannst Du an ihm immer die Nordrichtung ablesen. Du findest den Polarstern, wenn Du die hintere Achse des Sternbildes „Großer Wagen“ etwa fünf Mal verlängert.
Dazu spreize ich Zeige- und Mittelfinger so weit, dass sie die beiden Sterne der Hinterseite des „Wagens“ abdecken. Mit dieser Handhaltung messe ich dann die fünffache Strecke ab und komme so zum Polarstern. Wenn Du Dir von diesem Stern eine senkrechte Linie zur Erde denkst, weißt Du genau, wo Norden ist.
10. Mit Zugvögeln die Himmelsrichtungen bestimmen
Zugvögel fliegen zwar nicht exakt nach Norden oder Süden, aber wenn Du auch noch andere Indizien hinzuziehst, kannst Du z.B. an einer Gruppe von Kranichen ablesen, dass sie im Frühling nach Norden fliegen und im Herbst nach Süden.
11. Orientierung an Bauwerken
Falls Du von Deinem Platz in der Natur ein Haus oder eine Kirche sehen kannst, kannst Du weitere Hinweise zum Bestimmen der Himmelsrichtungen hinzuziehen:
In Deutschland und Österreich werden Satelliten-Schüsseln immer nach Süden ausgerichtet, um Fernseh-Signale des „Astra 19,2° Ost-Satelliten“ zu empfangen.
Alte Kirchen sind meist so gebaut, dass der Altar Richtung Sonnenaufgang (Osten) zeigt, um zu Jesus, dem „Licht der Welt“, zu beten. Der Kirchturm ist dementsprechend nach Westen ausgerichtet.
War etwas davon neu für Dich? Kennst Du noch weitere Tricks und Kniffe, um ohne Kompass die Himmelsrichtungen zu bestimmen? Verrate sie uns gern in den Kommentaren!