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Naturtherapie, Waldtherapie, Waldbaden: Was sind die Unterschiede?

Unterschiede Waldbaden Waldtherapie

In den letzten Jahren ist das Interesse an Naturerfahrungen in der Psychotherapie enorm gestiegen. Begriffe wie Waldbaden, Naturtherapie oder auch Natur-Achtsamkeitstraining kursieren immer häufiger, oft jedoch unscharf oder synonym verwendet. Doch welche Unterschiede bestehen tatsächlich, und wie können diese Ansätze in die therapeutische Arbeit integriert werden? Dieser Artikel klärt auf.

Waldbaden: Entspannung im Fokus

Waldbaden, oder Shinrin Yoku, stammt aus Japan und bezeichnet einen bewussten Aufenthalt im Wald zur Förderung von Entspannung und Wohlbefinden. Die Methode legt den Schwerpunkt auf den Genuss der Natur, ohne therapeutische Interventionen oder einen strukturierten Entwicklungsprozess.

Typisch für Waldbaden:

  • Ziel ist kurzfristige Entspannung.
  • Es kann allein oder in Gruppen praktiziert werden.
  • Die Methode erfordert keine therapeutische Ausbildung der Anleitenden.

Obwohl Waldbaden oft als „therapeutisch“ bezeichnet wird, fehlt die Grundlage für eine gezielte Behandlung von psychischen Störungen. Es ist eher als präventiver Ansatz zur Stressreduktion zu sehen.

Waldtherapie: Vom präventiven zum therapeutischen Ansatz

Die Begriffe Waldtherapie und Waldbaden werden häufig synonym verwendet, doch es gibt wichtige Unterschiede. Während Waldbaden in erster Linie präventiv wirkt und auf die Entspannung gesunder Menschen abzielt, wurde die Waldtherapie zur Behandlung von v.a. körperlichen Erkrankungen entwickelt.

Charakteristika:

  • Gezielte Interventionen: Waldtherapie kombiniert den Aufenthalt im Wald mit strukturierten therapeutischen Maßnahmen, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Klient*innen abgestimmt sind.
  • Professionelle Begleitung: Eine qualifizierte Therapeut*in führt die Interventionen durch, um Heilungsprozesse zu fördern oder psychische sowie physische Beschwerden zu lindern.
  • Wofür geeignet? Atemwegserkrankungen, psychosomatische, Herz-Kreislauf-, onkologische und neurologische Erkrankungen.

Natur-Achtsamkeitstraining: Bewusstheit statt bloße Aufmerksamkeit

Ein oft missverstandener Begriff ist „Achtsamkeit im Wald“. Viele setzen dies mit Waldbaden gleich, doch das greift zu kurz. Natur-Achtsamkeitstraining, wie es beispielsweise im Rahmen der PAN-Praxis® angewandt wird, beruht auf einem jahrtausendealten Übungsweg der Achtsamkeitspraxis und erfordert intensives, kontinuierliches Üben bzw. Praktizieren.

Charakteristika des Natur-Achtsamkeitstrainings:

  • Es verbindet die Natur des Menschen mit der äußeren Natur und ermöglicht, sich als Teil des größeren Naturzusammenhangs zu erfahren.
  • Ziel dieser Geistesschulung ist eine präsente, akzeptierende und naturverbundene Haltung zum Leben.
  • Es ist herausfordernder als Waldbaden, bietet jedoch langfristig mehr Lebensqualität.

Während Waldbaden auf Genuss und Entspannung abzielt, fördert Natur-Achtsamkeitstraining eine tiefere Bewusstheit, die die Resilienz auf mentaler, emotionaler, physischer, sozialer und spiritueller Ebene stärkt. Es hilft Klient*innen, eine tiefere Verbindung zu sich selbst und zur Mitwelt aufzubauen – und findet auch nicht nur im Wald statt.

Hier ein vereinfachter Überblick über die Wirkung von Waldbaden, Natur-Achtsamkeitstrainings (nach unserem Konzept der PAN-Praxis®) und Naturtherapie:

Unterschied Waldbaden Naturtherapie

Naturtherapie: Persönlichkeitsentwicklung durch Naturerleben

Naturtherapie ist ein psychotherapeutischer Ansatz, bei dem die Natur gezielt als Erlebensraum für Wachstum und Heilung eingesetzt wird. Im Unterschied zum Waldbaden bedarf sie einer professionellen therapeutischen Begleitung.

Charakteristika der Naturtherapie:

  • Sie dient der Persönlichkeitsentwicklung und der Bewältigung von psychischen Schwierigkeiten.
  • Therapeut*innen bringen eine fundierte psychologische Ausbildung mit.
  • Die Natur wird nicht nur als Kulisse genutzt, sondern die Interaktion mit ihr ist aktiver Bestandteil des Heilungsprozesses.

Naturtherapie zielt auf langfristige Effekte. Klient*innen wachsen durch tiefgehende Prozesse, die ihr Leben nachhaltig verändern können.

Weitere naturorientierte Ansätze: Tiere, Gärten und Wildnis als Therapiepartner

Neben Wald und freier Landschaft sind auch tiergestützte Therapie, Gartentherapie und Wilderness Therapy bewährte Ansätze, die den Kontakt zur Natur fördern und unterschiedliche Dimensionen von Resilienz stärken.

  • Tiergestützte Therapie: Tiere helfen, Emotionen auszudrücken und Nähe zu erleben. Sie wirken beruhigend und aktivierend zugleich, fördern den Zugang zu Gefühlen und bieten eine direkte, nonverbale Form der Kommunikation.
  • Gartentherapie: Durch Gartenarbeit oder das Erleben wilder Naturgärten können Klient*innen Stress abbauen, Lebenszyklen bewusst wahrnehmen und ihre Verbindung zur Natur stärken. Praktische Tätigkeiten wie Aussaat, Pflege oder Ernte haben zudem eine erdende und strukturierende Wirkung.
  • Wilderness Therapy: Diese Therapieform, die besonders in den USA verbreitet ist, basiert auf intensiven Naturerfahrungen in Wildnisgebieten. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene profitieren von längeren Aufenthalten in der Natur, bei denen sie Wildnisfertigkeiten erlernen und persönliche Krisen als Übergangsphasen ihres Lebens verstehen. Expeditionen oder Langzeitcamps bieten Raum für Selbstreflexion, Problemlösung und die Stärkung des Selbstvertrauens.

Wie lässt sich Naturtherapie in die Praxis integrieren?

Als Psychotherapeut*in oder psychologische*r Berater*in, die/der Natur in die Arbeit einbeziehen möchte, ist es wichtig, sich der Unterschiede bewusst zu sein:

  • Waldbaden kann ein sanfter Einstieg sein, um Klient*innen für die heilsame Wirkung der Natur zu sensibilisieren.
  • Natur-Achtsamkeitstraining erfordert eine stärkere Auseinandersetzung mit der eigenen inneren und äußeren Natur und kann langfristig tiefgreifende Veränderungen bewirken.
  • Naturtherapie oder verwandte Ansätze wie Erlebnistherapie verlangen eine psychotherapeutische Haltung und Methodik, um tiefgehende Entwicklungsprozesse zu fördern.

Man kann auch verschiedene Ansätze kombinieren – beispielsweise Waldbaden als Entspannungsverfahren innerhalb einer langfristigen Naturtherapie (ähnlich wie PMR oder Autogenes Training in konventionellen Therapieverfahren).

Sieh Dir dazu unsere Weiterbildungs-Angebote an: https://pan-praxis.de/ausbildung/

Wenn Du als Psychotherapeut*in oder Berater*in je darüber nachgedacht hast, wie sich Naturerfahrungen in Deinen Praxis- oder Klinik-Alltag integrieren lassen könnten, solltest Du diesen Workshop auf keinen Fall verpassen:

Fazit: Klarheit schafft Qualität

Waldbaden, Naturtherapie, Natur-Achtsamkeitstraining und verwandte Ansätze bieten vielfältige Möglichkeiten, Natur in die psychotherapeutische oder beraterische Praxis einzubinden. Der Schlüssel liegt darin, die Begriffe sauber zu trennen und die jeweilige Methode bewusst einzusetzen.

So kannst Du Deinen Klient*innen nicht nur kurzfristige Entspannung, sondern auch tiefgreifende Entwicklungsprozesse ermöglichen.

(Wie) integrierst Du Naturerfahrungen in Deine Arbeit? Teile Deine Erfahrungen gern in den Kommentaren!

Möchtest Du mehr über spezifische Ansätze erfahren? Kontaktiere mich oder besuche unsere Ausbildungen zu Naturtherapie und Natur-Achtsamkeitstraining!

Die Autorin

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