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Jahreskreisfeste in der Naturtherapie: Imbolc

jahreskreisfeste

Den Sinn der keltischen Jahreskreisfeste erlebe ich gerade wieder am eigenen Leib: Es ist Anfang Februar und ich sprudele vor Ideen! Neue Blogartikel, Urlaubsziele, Website-Verbesserungen usw… Ich komme kaum hinterher, sie alle in mein Ideen-Heft einzutragen (damit ich sie nicht vergesse und später umsetzen kann). Vielleicht geht es auch Dir momentan so, dass Dir viele neue Einfälle kommen? Wie Du die besondere Qualität dieser Zeit auch in Deine Arbeit als Naturtherapeut*in oder Naturcoach einbringen kannst, erfährst Du in diesem Artikel.

Keltische Jahreskreisfeste besitzen noch heute Gültigkeit

Eine mögliche Erklärung für das Phänomen der gesteigerten Kreativität finden wir im keltischen Jahreskreis: Am 2. Neumond des Jahres feierten die Kelten das Jahreskreisfest „Imbolc“. (Der Name geht vermutlich auf das altirische Wort „Imbfolc“ zurück, was so viel bedeutet wie „Waschung“, „Reinigung“ oder auch „Läuterung“.)

Imbolc ist das Jahreskreisfest des neugeborenen Lichts oder der jungen Vision. Im Christentum wurde dieser Tag auf den 2. Februar festgelegt und „Mariä Lichtmess“ genannt. Auch wir, die wir Jahrhunderte später leben, tun gut daran, uns dem alten Wissen wieder zu öffnen, um ein tieferes Verständnis für unser eigenes Natur-Sein zu entwickeln.

Jahreskreisfeste markieren die Zeit-Qualität

Anfang Februar vollzieht sich ein zarter Wandel – eigentlich unbemerkt, wenn wir unsere Aufmerksamkeit nicht bewusst ausrichten. Denn immer noch keimt das, was bald erblühen wird, im Verborgenen. Die Schneeglöckchen sind die Vorboten jener Qualität, die sich jedes Jahr wie ein Wunder vollzieht: Was als Potenzial angelegt ist, zeigt sich jetzt nach und nach in seiner materiellen Gestalt. Dieser Vorgang des Sich-Zeigens braucht am Anfang aber noch Dunkelheit, Ruhe und Schutz.

Es ist der allmähliche Übergang vom Winter in den Frühling, der Wechsel vom Ver- und Geborgenen ins und ans Licht.  Die Qualität dieser Zeit liegt in der Wiederkehr der Sonne, die nun jeden Tag ein bisschen länger scheint, und in der steigenden Lebenskraft der Natur. Bei den Kelten war dies die Zeit von „Breo-Saighit“ („bright“), der Göttin der Dicht- und Schmiedekunst, die auch das Heilen und die Geburtsprozesse hütet.

Jahreskreisfeste Frühling

Die keltische Göttin Brigid

Frei übersetzt bedeutet der Name „Breo-Saighit“, der heute als Brigid oder Brigida bekannt ist, „flammender oder glänzender Pfeil“. Den Kelten galt sie als Muttergöttin, die in der irischen Mythologie auf dem Sonnenhirsch durch die Lande reitet und die Natur aus dem Winterschlaf erweckt.

Ganz langsam beginnen jetzt die Säfte der Bäume wieder zu fließen, das zu Eis erstarrte Wasser kommt wieder in Fluss und unter der Schneedecke beginnen leise die ersten Samen zu keimen.

Der Baum der Brigid ist die Birke. Mit ihrer weißen Rinde und der jugendlichen Gestalt verkörpert sie den sprichwörtlichen „Hoffnungsschimmer“, den die Menschen nach einem langen Winter herbeisehnten. Zum Jahreskreisfest wurde dementsprechend erleichtert und froh gefeiert!

Brauchtum zum Jahreskreisfest

Die überlieferten Bräuche des Jahreskreisfestes kannst Du auch heute noch begehen (oder Deinen Klient*innen empfehlen), wenn Du der besonderen Atmosphäre dieser Jahreszeit nachspüren möchtest:

Reinigungsrituale

Imbolc ist das Jahreskreisfest der Reinigung und des Neuanfangs. Altes und Verbrauchtes wird abgeschüttelt und ausgefegt, um Platz für das Neue zu schaffen. So wurden z.B. Haus und Hof mit Birkenbesen gefegt, der Körper mit Birkensaft oder Birkenknospentee gereinigt. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt für den Frühjahrsputz, eine Fastenkur oder um die Überwindung von überholten Denk- und Verhaltensweisen zu feiern.

Licht- und Feuerrituale

Die Wiederkehr des Sonnenlichts wurde auch mit dem Entzünden von Feuer oder Kerzen gefeiert. Zum Jahreskreisfest Imbolc weihte man die kostbaren Bienenwachskerzen, die man über den Winter in Handarbeit hergestellt hatte, und ließ sie die ganze Nacht auf dem Fensterbrett brennen. Wenn später im Jahr eine Notsituation eintrat, eine Geburt bevorstand oder jemand bettlägerig wurde, dann zündete man diese geweihten Kerzen an, um von der geistigen Welt Unterstützung zu bekommen.

Bäume wachrütteln

Die Menschen schritten ihre Felder ab und rüttelten an den Bäumen, um die Natur zu erwecken. Übrigens: Wenn Du im Frühling Dein Ohr an eine Birke legst, kannst Du das Wasser darin rauschen hören. Bis zu 70 Liter fließen täglich von den Wurzeln bis zur Krone!

Brigidskreuz

Das Brigidskreuz ist ein Brauch, den das später aufkommende Christentum dankbar aufgriff und abänderte. Ursprünglich brachten die Kelten an Imbolc immergrüne Pflanzen ins Haus, um die Ankunft des Lebens und des Neubeginns zu feiern. Auf den feuchten Wiesen Irlands bot sich dafür die Binse an. Später entwickelte sich daraus das kreuzförmig geflochtene Brigidskreuz. Es wurde an Lichtmess in der Kirche gesegnet und dann zuhause als Schutz vor dem Bösen aufgestellt. Man glaubte außerdem, dass ein Brigidskreuz, das unter die Matratze gesteckt wurde, die Empfängnis unterstütze. Darüberhinaus wurde es verwendet, um Samen vor dem Pflanzen im Frühjahr zu segnen. Hier findest Du eine Anleitung zum Flechten.

Brigidskreuz

Jahreskreisfeste in der Naturtherapie

Der aufkeimende Frühling betrifft natürlich auch uns Menschen. Denn auch wir sind Natur und von den natürlichen Zyklen nicht getrennt (auch wenn wir sie in unserem überzivilisierten Alltag weniger wahrnehmen). Die Jahreskreisfeste sind geradezu ein Ausdruck der menschlichen Naturverbindung, des Selbst-Natur-Seins.

Wenn z.B. mit dem ersten Vogelzug Feldlerchen, Kiebitze und Stare zurückkehren und in Gärten, Parks und Wäldern wieder Gezwitscher in der Luft liegt, dann erwachen auch in uns Menschen die Frühlingsgefühle. Nach der Zeit der Einkehr, Ruhe und Stille beginnt nun eine Zeit der Erneuerung und Reinigung, des Aufbruchs und Neubeginns.

Bei manchen Klient*innen äußert sich das darin, dass sie plötzlich mehr Antrieb haben oder frische Lösungen für alte Probleme entwickeln. Menschen, die schon lange das Gefühl haben „festzustecken“, entscheiden sich jetzt häufig dafür, eine Therapie zu beginnen. Die sprichwörtliche Frühjahrs-Energie verbreitet Aufbruchstimmung auf allen Ebenen und beflügelt uns zu Imbolc zunächst geistig. Im weiteren Verlauf des Frühlings werden dann auch körperlich wieder „die Säfte steigen“.

Thematische Anknüpfungspunkte

Natürlich sollte sich eine Naturtherapie- oder Naturcoaching-Sitzung nach dem Bedarf und den Bedürfnissen der Klient*innen richten. Die Besonderheit der Jahreszeit anzusprechen bietet sich also nur dort an, wo es thematisch passt und es die/den Klient*in in ihrem/seinem Prozess unterstützt.

Einige Ideen für Anknüpfungspunkte:

  • Trauernden Menschen kann der aufkeimende Frühling die Hoffnung vermitteln, dass es eines Tages auch für sie wieder leichter wird.
  • Niedergeschlagene und antriebslose Menschen kann die langsam ansteigende Frühlingsenergie sanft aus ihrer Lethargie, aus ihrem „Winterschlaf“, erwecken und Aufbruchsstimmung verbreiten.
  • Wer schon lange das Gefühl hatte, dass sein Leben stagniert, hat jetzt vielleicht eine zündende Idee, eine neue Vision.

Insgesamt erhalten menschliche Entwicklungsprozesse "Rückenwind", wenn sie sich im Einklang mit den Rhythmen der Natur befinden.

Daraus folgt auch, dass Entwicklung und Reifung nicht willentlich beschleunigt werden können. Nur weil die Jahreszeit gerade nahelegt, neue Visionen zu entwickeln oder überholte Denk- und Verhaltensweisen hinter sich zu lassen, bedeutet das nicht, dass wir das beschließen könnten. (Nach dem Motto: Mir gefällt Symptom xy nicht, also wasche ich es zu Imbolc in einem Reinigungsritual weg.)

Die Jahreskreisfeste therapeutisch zu nutzen, bedeutet vielmehr ein Hinhören auf das, was in der inneren und äußeren Natur gerade reif und „dran“ ist. Und beides dann fruchtbar miteinander in Beziehung zu setzen, sodass es die Entwicklungskräfte der Klient*innen unterstützt.

Die Ordnung der Jahreskreisfeste nicht übereilen!

Leistungsorientierte Menschen wollen vielleicht gleich loslegen, Pläne schmieden und in die Tat umsetzen. Hier gilt es zu bremsen, denn dafür ist es an Imbolc noch zu früh. Im Einklang mit der Jahreszeit geht es vorerst nur darum, das innere Licht (die neue Vision oder Gabe) zu erwecken und zu benennen – mehr nicht.

Die „Gabe“, die nach der dunklen, verborgenen Zeit des Winters jetzt mit dem zurückkehrenden Licht auftaucht, ist etwas, das nicht selbst gemacht werden kann (sonst hieße sie ja „Mache“).

Die Kunst liegt darin, diese zarte Gabe zu erkennen, z.B. in Natursymbolen. Denn im Vorfrühling ist alles noch sehr unscheinbar und die aufsteigende Kraft liegt noch im Verborgenen. In unserer auf Tempo und Nutzen ausgerichteten Gesellschaft wird diese zarte Phase oft übergangen. Man „will“ bereits zu viel, und das auch noch viel zu schnell und zielgerichtet.

Aber wer jetzt an den zarten Pflänzchen zöge, würde sie zerstören. Darum laden uns die Tage um den 2. Februar jedes Jahr zum Innehalten ein, um diesem zarten und doch so ungemein kräftigen Herausstoßen staunend, neugierig und dankbar beizuwohnen – im Außen und im eigenen Inneren.

Mit Waldbaden den Frühling erleben!

Mit den Waldbaden-Sets zum Download erhältst Du ausführliche Anleitungen, wie Du den Wald bewusster erleben und in der Natur neue Kraft schöpfen kannst. Für jede Jahreszeit gibt es das passende Übungs-Set!

Lade Dir jetzt die PDF- und Audio-Anleitungen herunter und lege gleich los!

Anleitung für einen rituellen Naturgang zu Imbolc:

Von Ursula Seghezzi stammt diese schöne Anleitung für einen Naturgang zum Jahreskreisfest Imbolc. Ich gebe sie manchmal meinen Klient*innen als „Rausaufgabe“ mit:

Gib Dir mindestens zwei Stunden Zeit für einen Naturgang – wenn möglich in der Morgendämmerung, denn dann passt die Jahreszeit zur Atmosphäre der Tageszeit. Stell Dir einen Wecker auf eine Rückkehrzeit oder gehe ganz ohne Uhr und Handy los. Bau Dir zu Beginn eine Schwelle aus Naturmaterialien (Steine, Holz, Laub…). Halte inne und streife alle Vorstellungen und Absichten ab, die Du bewusst oder unbewusst mit Dir trägst. Überschreite die Schwelle in größtmöglicher Offenheit.

Geh über die Schwelle und streune als erstes durch das Land des Winters: alles, was Dir begegnet, erinnert Dich an den nun endenden Winter. Wie hast Du ihn erlebt? Was hat er Dir an Schönem und Schwierigem beschert? Irgendwann gelangst Du in der Landschaft an das Tor zum Land des Frühlings (das können z.B. zwei Bäume sein, ein Bach, der Waldrand… ). Halte dort inne und sieh Dich um, was an dieser Stelle zu keimen und wachsen beginnt. Vielleicht musst Du Dich niederbeugen und selbst winzig machen, um es zu entdecken. Während Du Dich in ein kleines Pflanzenwesen einfühlst, erfühle seine zarte, aber immense Kraft. Während Du Dich nun langsamst aufrichtest, tanze diese aufsteigende Kraft mit sehr langsamen Bewegungen. Was steigt dabei in Dir auf als Ahnung über Deine eigene erneuerte oder ganz neu ins Leben tretende Kraft/Gabe/Talent…? Was drängt zart und kräftig zugleich in Dein Leben? Durchschreite dann das Tor, gehe staunend Deine ersten Schritte im Land des Frühlings und kehre dann behutsam zur Schwelle zurück.

Besonders unterstützend für die persönliche Entwicklung werden die Erfahrungen des Naturgangs, wenn sie anschließend in das fruchtbare Feld der therapeutischen Beziehung eingebracht werden. In der Naturtherapie-Sitzung kann das Erlebte aufkeimen und wachsen, weil es von einem wohlwollenden Mitmenschen gesehen, gehört und professionell für den persönlichen Entwicklungsprozess verfügbar gemacht wird.

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Mehr über Jahreskreisfeste:

Wie stehst Du zu Jahreskreisfesten? Begehst Du sie selbst? Wie beziehst Du die besonderen Qualitäten der Jahreszeiten in Naturtherapie und Naturcoaching ein? Schreib gern einen Kommentar!

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