Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Tanztherapie, Naturtherapie, Maltherapie, systemische, lösungsfokussierte, humanistische, kognitive…
Es gibt hunderte von Psychotherapie-Verfahren! Wie soll man als Hilfesuchende*r da den Durchblick bekommen? Was hilft am besten bei welcher Störung? Und kann ein falsches Verfahren die Probleme noch verschlimmern?
Auf das Erleben eines Menschen gibt es ebensoviele Blickwinkel wie Psychotherapie-Richtungen. Welche davon zu Dir passt, hängt weniger von Deinem Problem oder der „Störung“ ab, sondern viel mehr davon, welches Selbst- und Welt-Verständnis Du als stimmig empfindest.
Psychotherapie-Form passend zur eigenen Einstellung
Wie fühlt es sich z.B. an, wenn eine Psychotherapeutin Dir erklärt: „Sie haben eine Störung des Neurotransmitter-Haushalts im Gehirn“? Das wäre eine medizinisch-biologische Sichtweise, die häufig eine Behandlung mit Psychopharmaka befürwortet.
Oder: „Ihr Verhalten ist erlernt und lässt sich daher auch wieder abtrainieren“? So würde vielleicht eine Verhaltenstherapeutin sprechen, die mit gezielten Trainingsplänen, mit Reizkonfrontation und Belohnungssystemen versucht, Dich das unerwünschte Verhalten verlernen zu lassen.
Von mir würdest Du wahrscheinlich etwas in dieser Richtung hören: „Ihre Seele befindet sich im Wachstum und braucht dabei Ihre liebevolle Unterstützung.“ Das ist die humanistisch-personzentrierte Sichtweise, die Dich als ganzen Menschen in den Mittelpunkt stellt, nicht nur Dein Verhalten, Dein Unterbewusstsein oder gar Dein Gehirn!
Wirksam kann jede Form der Psychotherapie sein
Die psychotherapeutische Wirksamkeitsforschung hat herausgefunden, dass unterschiedliche Therapie-Richtungen ganz ähnliche Ergebnisse erzielen. Andererseits profitieren Klient*innen in unterschiedlichem Ausmaß von einer Psychotherapie, unabhängig von der Methode. So scheint die angewandte Form der Psychotherapie allein wenig über den zu erwartenden Therapieerfolg auszusagen. Vielmehr spielt die psychotherapeutische Beziehung eine wichtige Rolle. Als ein wesentlicher Aspekt hat sich dabei die „Passung“ von therapeutischem Angebot (Beziehung und Methode) und den Erwartungen und Bedürfnissen der Klient*innen herausgestellt. Wenn sich also beide, Therapeut*in und Klient*in, miteinander und mit dem Therapieverfahren wohl fühlen, wird die Therapie auch erfolgreich sein.
Ein Witz, der die verschiedenen Sichtweisen auf den Punkt bringt:
Ein Mensch fragt: „Wo geht es hier zum Bahnhof ?“
Es antwortet…
die Gesprächstherapeutin: „Sie wissen nicht wo der Bahnhof ist und das macht Sie nicht nur traurig, sondern auch ein Stück weit wütend?“
der Naturtherapeut: „Gehen Sie erst mal in den Wald. Von dort finden Sie Ihren Weg viel leichter.“
die Achtsamkeitstherapeutin: „Lassen Sie die Frage einfach weiter ziehen – wie die Wolken am Himmel.“
der Tiefenpsychologe: „Sie wollen verreisen ?“
die Psychoanalytikerin: „Sie meinen dieses lange dunkle Gebäude, wo die Züge immer rein und raus, rein und raus… fahren ?“
der Sozialarbeiter: „Keine Ahnung, aber ich fahre Sie schnell hin.“
die Sozialpädagogin: „Ich weiß nicht, aber es ist gut, dass wir darüber reden können.“
der Gestalttherapeut: „Du, lass das voll zu, dass Du zum Bahnhof willst.“
die Verhaltenstherapeutin: „Heben Sie den rechten Fuß, schieben Sie ihn vor, setzen Sie ihn jetzt auf. Sehr gut. Hier haben Sie ein Bonbon.“
der Neurologe: „Sie haben also die Orientierung verloren. Passiert Ihnen das öfter ?“
die systemische Familientherapeutin: „Was glauben Sie, denkt Ihre Schwester, was Ihre Eltern fühlen, wenn die hören, dass Sie zum Bahnhof wollen ?“
der Kurzzeittherapeut: „Stellen Sie sich vor: plötzlich geschieht ein Wunder und Sie sind schon am Bahnhof. Was ist anders dadurch?“
die Psychodramatherapeutin: „Zum Bahnhof. Fein. Das spielen wir mal durch. Geben Sie mir Ihren Hut, ich gebe Ihnen meine Jacke und dann …“
der NLP-ler: „Schließen Sie die Augen, stellen Sie sich vor: eine Blume am Rande eines Weges…“
die Positive Psychologin: „Schließen die Augen und sagen Sie zu sich selber: ich bin wunderbar und einzigartig und ich vertraue meinem Unterbewusstsein, dass es den für mich richtigen Weg weiß.“
der Pädagoge: „Ich weiß natürlich, wo der Bahnhof ist. Aber ich denke, dass es besser für Dich ist, wenn Du es selbst herausfindest.“
die humanistische Psychotherapeutin: „Wenn Du da wirklich hinwillst, wirst Du den Weg auch finden.“
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