Waldtherapie: Warum uns der Wald so gut tut, wie er uns gesund macht und gesund erhält. Ab in den Wald – mit oder ohne Waldtherapeut*in!
Zugegeben, der Wald im Herbst und Winter ist nass, kalt und oft genug düster und grau. Von meinem Fenster aus wirkt er nicht sehr einladend. Und doch zieht er mich immer wieder magisch an. Aus gutem Grund, wie die Wissenschaft inzwischen weiß.
Ich gehe am liebsten allein in den Wald. Ja, „in“ den Wald, nicht „durch“ den Wald, denn ich möchte ihn nicht durchqueren oder schnell hinter mich bringen, sondern ich suche ihn bewusst auf, um in ihm zu verweilen. Was ich dort mache? Sitzen, Stehen, Gehen, Lauschen, Schauen, Riechen und Spüren – einfach „da sein“. Wenn mir an einem nebligen Novembermorgen andere Spaziergänger begegnen, wundern sie sich oft, warum ich allein (und ohne Hund!) durch den Wald schlendere. Wozu sollte das gut sein? Nun, für einen Gang in den Wald gibt es viele gute Gründe:
Kindliche Spielfreude
Gerade im Herbst gibt es im Wald viel zu entdecken: Tolle bunte Farben, leckere Pilze und Bucheckern, Regentropfen in Spinnennetzen, Raureif auf Moos, der erdige Duft welker Blätter, Tierspuren im Matsch, Fantasiegestalten im Nebel und vieles, vieles mehr! Genau genommen hat im Wald jede Jahreszeit ihre Reize. Lass das Kind in Dir raus und beginne neugierig zu forschen und zu spielen! Das erfrischt, hält jung und lebendig. (Ein Vorteil des Alleinseins: Keiner sieht Dich, wenn Du Dich im Laub vergräbst 😉 )
Gesunde Waldluft
Beim Aufenthalt im Wald atmest Du automatisch sogenannte „Terpene“ ein, die die Bäume vor allem aus der Rinde ausdünsten. Diese gasförmigen Botenstoffe dienen der Kommunikation der Bäume untereinander, sollen aber auch das menschliche Immunsystem stimulieren. So vermuten japanische Forscher*innen, dass die Anzahl und Aktivität unserer „Killerzellen“ (u.a. zuständig für die Beseitigung von Viren und Krebszellen) durch das Einatmen von Waldluft zunimmt. Dies nutzt man heute in der „Waldtherapie“ und „Waldmedizin“. Die Forscher empfehlen zur Vorsorge und aktiven Krankheitsbewältigung daher mindestens zwei komplette Tage im Monat im Wald zu verbringen. Wissenschaftlich bewiesen ist das zwar noch nicht, aber schaden kann es ja auch nicht.
Vorbeugung von Depressionen
Sich in der Natur zu bewegen, vermindert nachweislich negative Grübeleien. Besonders Menschen mit der Neigung zu Depressivität leiden häufig unter einem regelrechten Grübelzwang, bei dem die Gedanken unablässig und ergebnislos um die eigenen Fehler und Schwächen kreisen. Umweltpsycholog*innen aus den USA fanden heraus, dass man bei einem Naturspaziergang deutlich weniger grübelt als bei der gleichen Aktivität in der Stadt. Außerdem zeigte sich bei den Naturspaziergängern eine reduzierte Aktivität in dem Teil des Gehirns, der mit der Entstehung psychischer Erkrankungen in Zusammenhang steht. Sowohl präventiv als auch in einer Depression sind Waldspaziergänge also eine sehr gute Idee!
Zu sich selbst finden
Der Wald ist ein wunderbarer Ort für ein inneres Zwiegespräch. Im Alltag sind wir oft durch unsere vielen Aufgaben und mediale Berieselung so abgelenkt, dass wir unsere Gefühle und Bedürfnisse kaum spüren. In der Stille des Waldes kannst Du zur Ruhe und damit wieder zu Dir selbst kommen. Das ist nicht immer angenehm: Probleme, die lange unterdrückt wurden, können in ruhigen Stunden wieder hochkommen. Das kann schmerzhaft sein, ist aber die Voraussetzung dafür, Schritte zur dauerhaften Lösung zu unternehmen.
Waldbaden tut gut!
Mit den Waldbaden-Sets zum Download erhältst Du ausführliche Anleitungen, wie Du den Wald bewusster erleben und in der Natur neue Kraft schöpfen kannst. Für jede Jahreszeit gibt es das passende Übungs-Set!
Lade Dir jetzt die PDF- und Audio-Anleitungen herunter und lege gleich los!
Angst im Wald
Du hast Angst, allein in den Wald zu gehen? Dann richte es Dir so ein, dass es angenehm für Dich ist: Du könntest z.B. am Waldrand bleiben und Dich gar nicht weit fortbewegen, einen Hund oder einen lieben Menschen mitnehmen (Kinder sind tolle Spielgefährten für Dein „inneres Kind“!), einen gut besuchten Stadtwald aufsuchen u.v.m.. Hilfreich sind auch Achtsamkeitsübungen, mit denen Du immer wieder aus Angstfantasien aussteigen und in die Realität zurückkehren kannst.
Wenn Du mit einer psychischen Erkrankung ringst, kennst Du vielleicht das Gefühl, gar nicht wirklich am Leben teilzunehmen. Dann kann der Wald für Dich zum Lebenselixier und einem Ort der Heilung werden. Keiner hat diese Erfahrung schöner beschrieben als Henry David Thoreau im Jahr 1854:
„Und ich ging in die Wälder, um das Mark des Lebens aufzusaugen, um nicht in meiner Todesstunde inne zu werden, dass ich nie richtig gelebt hätte.“
In diesem Sinne möchte ich Dir zurufen: Geh raus und lebe!
Wenn Du Dir dafür Unterstützung wünschst, melde Dich einfach: Tel. 02243-84 34 48
Und bitte teile diesen Artikel in Deinen Netzwerken!