Wenn ich die Möglichkeiten dafür hätte, dann würde ich eine psychosomatisch-psychiatrische Klinik gründen, die einiges anders macht als es Krankenhäuser üblicherweise tun:
1. Zunächst einmal hieße sie nicht „Klinik“ oder „Krankenhaus“, damit der Gedanke der „Krankenbehandlung“ erst gar nicht aufkommt. Stattdessen kämen im Namen solche wohlklingenden Worte wie „Auszeit“, „Refugium“ oder „Insel“ vor. Es wäre ein Ort, an den man sich zurückziehen und in Ruhe seiner seelischen Balance widmen kann.
2. Die BewohnerInnen wären keine „PatientInnen“, sondern „Gäste“, die ihre Beschwerden und Symptome zum Anlass nehmen, ihre Selbstheilungskräfte zu stärken. Viele wären auch ohne größere Probleme da, z.B. jedes Jahr 1-2 Wochen als Prävention. Menschen in akuten Psychosen oder mit aktueller Tendenz zu Selbst- oder Fremdschädigung würden in einem gesonderten Bereich wohnen, in dem man den speziellen Bedürfnissen dieser Gäste gerecht würde.
3. Das Refugium läge in weitläufiger Naturumgebung und würde u.a. Gärten und Stallungen für Haustiere umfassen. Die Gebäude würden architektonisch die menschliche Naturverbindung widerspiegeln: organische Formen, ökologische Baustoffe, große Fenster mit Blick ins Grüne, beruhigende Akustik, sanfte Farben, Klänge und Düfte. Jedem Gast stünde ein eigenes Tiny House zur Verfügung (z.B. Baumhäuser, Zirkuswagen, Jurten). Dort gäbe es weder Fernseher noch W-LAN, der Handyempfang wäre auf das Haupthaus beschränkt.
4. Das vegetarische oder vegane Bio-Essen wäre frisch, ausgewogen, zuckerarm, möglichst saisonal und regional (z.B. aus dem eigenen Garten). Bei den gemeinsamen Mahlzeiten gäbe es eine Anleitung zu achtsamem Essen.
5. Das Personal wäre zahlreich und multiprofessionell: PflegerInnen, ÄrztInnen, MasseurInnen, GärtnerInnen, Psycho- und PhysiotherapeutInnen, KöchInnen, Fachleute für Natur-, Tanz-, Musik-, Kunst-, Körper- und andere spezialisierte Therapien. An Psychotherapie kämen die Methoden des humanistischen Verfahrens zum Einsatz, z.B. Personzentrierte Psychotherapie, Gestalttherapie, Körpertherapie, Transaktionsanalyse, Logotherapie/Existenzanalyse oder Psychodrama.
6. Niemand trüge einen Arztkittel oder würde Gäste ungefragt mit einer psychiatrischen Diagnose konfrontieren. Stattdessen würde man von „Phänomenen des Erlebens“ sprechen und jeden Gast als Mitmensch ernstnehmen. Personal und Gäste würden sich auf Augenhöhe begegnen, z.B. beim gemeinsamen Essen, Meditieren oder bei kulturellen Veranstaltungen. Jeder Gast könnte (je nach Verfügbarkeit) seine Bezugstherapeutin selbst auswählen.
7. Gäste würden nicht „behandelt“ werden, sondern beraten und begleitet. Die TherapeutInnen brächten sich authentisch mit ihrer jeweiligen weiblichen oder männlichen Lebenserfahrung ein.
8. Psychopharmaka wären nicht standardmäßig vorgesehen, sondern würden nur bei schwerwiegenden Zuständen angeboten. In allen anderen Fällen würde das Personal den Gast mit naturheilkundlichen Mitteln und einer ausgewogenen Lebensweise unterstützen. Menschlicher Beistand vonseiten anderer Gäste und des Personals würde dabei helfen, unangenehme Emotionen akzeptieren und selbst bewältigen zu lernen.
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9. Naturerfahrungen hätten einen großen Stellenwert. So würde der Tagesablauf z.B. Spaziergänge, Tierpflege, Garten- oder Waldarbeit, Erwerb von Wildnisfertigkeiten, Outdoorsport, Gehmeditation usw. umfassen. Die Gäste wären in verschiedene Gruppen und Projekte eingebunden, hätten aber auch genügend Zeit für Rückzug und Alleinsein.
10. Es gäbe eine verbindliche Tagesstruktur. Z.B. würde jeder Tag mit bewegter Meditation wie Yoga, Qi Gong oder Tai Chi beginnen. Eine Stunde Arbeit pro Tag wäre Teil der Therapie und käme darüberhinaus der Instandhaltung und Identifikation mit dem Ort zugute. Einmal in der Woche gäbe es ein Council, bei dem alle Beteiligten sich über wesentliche Dinge der Zusammenarbeit austauschen können.
Es gibt einige Kliniken, die Teile davon schon umsetzen (siehe Klinik-Liste).
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4 Antworten
Wow! Du sprichst mir aus der Seele!! Ich bin psych. Psychotherapeutin und ich würde mit Freude und Enthusiasmus in so einer Klinik arbeiten
Hallo Jenny, das freut mich zu hören! In der Klinik meiner Träume hätten Therapeut*innen auch gute Arbeitsbedingungen und würden nicht ausgenutzt bis sie ausgebrannt sind. Glückliche Therapeut*innen bringen die besten Voraussetzungen mit, um anderen zu helfen.
Da würde ich doch glatt mitmachen! Meine Traumklinik wäre ähnlich aufgebaut. Vor allem würden alle Beteiligten ob Klienten (bzw. Gäste) oder Mitarbeiter gleich behandelt werden, sodass eine richtige Kommunikation auf Augenhöhe stattfinden kann und die Stigmatisierung „nur Patienten haben psychische Probleme“ dort keinen Platz hätte. 🙂
LG, Janna
Klasse, dann sind wir schon zu zweit! Ich sage meinen Klient*innen immer: „Der einzige Unterschied zwischen uns beiden ist, dass ich meine Probleme woanders bespreche.“