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Interview mit „My free mind“

Dieses Interview mit Monika Szelag entstand im Oktober 2016. Da der Blog „www.my-free-mind.at“ eingestellt wurde, archiviere ich den Text hier:

Liebe Frau Knümann, ich freue mich, Sie heute interviewen zu dürfen! Ich habe Sie auf Facebook entdeckt, da Sie dort viele Artikel zum Thema Natur und Psyche teilen. Ich würde Sie bitten, sich zuallererst vorzustellen – Wie ist Ihr beruflicher Werdegang und was machen Sie genau?

Den Blog „My Free Mind“ finde ich große Klasse, daher ist die Freude ganz meinerseits! Mein beruflicher Werdegang war immer eng verknüpft mit meiner Leidenschaft für Natur und menschliche Entwicklung: Ich bin Diplom-Pädagogin mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung, Trainerin für Erlebnispädagogik, Naturführerin mit belgischem Diplom, Naturerlebnis-Pädagogin, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Naturtherapeutin.

Seit 1993 arbeite ich mit Gruppen und Einzelnen in der Natur. Früher mehr mit Kinder- und Jugendgruppen, heute ausschließlich mit Erwachsenen im Rahmen von Einzeltherapie, Präventions- oder Weiterbildungsseminaren. An der Universität Köln habe ich 1998 das Konzept der „Naturerlebnis-Pädagogik“ mitentwickelt und im Rahmen eines Lehrauftrags dort 9 Jahre gelehrt.

Ich war Gründerin und 15 Jahre Leiterin eines Weiterbildungsinstituts für Naturerlebnis-Pädagogik. Heute arbeite ich als Heilpraktikerin für Psychotherapie in eigener Praxis und vertretungsweise in einer psychosomatischen Klinik.  Mein Arbeitsalltag sieht so aus, dass ich hauptsächlich psychotherapeutisch oder als Coach mit Einzelklienten arbeite und daneben Vorträge und Seminare zu den Themen „Achtsamkeit“ und „Naturerleben“ halte.

Wie sind Sie zu dem Thema „Naturtherapie“ gekommen, was war die Motivation dahinter?

Das Thema „Natur“ zieht sich wie ein „grüner Faden“ durch meine Biografie. Viele prägende Erfahrungen meines Lebens habe ich im heimischen Wald und in den norwegischen Bergen gemacht. Schon als Kind habe ich am liebsten draußen gespielt, bin auf Bäume geklettert und habe Staudämme am Bach gebaut. Dort fühlte ich mich frei und konnte ganz ich selbst sein.

In den schwierigen Phasen meines Lebens war der Frieden der Natur immer meine Rettung. Um anderen Menschen ähnliche Erfahrungen zu ermöglichen, habe ich Pädagogik studiert. Recht bald wurde mir dann klar, dass die Hauptursache für die ökologischen, sozialen und psychischen Probleme in der Welt darin liegt, dass uns die Natur fremd geworden ist. Wir „zivilisierten“ Menschen haben die Verbindung zu unseren Mitlebewesen nahezu verloren; ebenso die Verbindung zu unserem eigenen Natur-Sein, vor allem zu unserem Leib und unserer Seele.

Das hat schwerwiegende Folgen sowohl auf individueller, als auch auf gesellschaftlicher und globaler Ebene.

Über die Naturerlebnis-Pädagogik habe ich mich dann sehr intensiv damit beschäftigt, wie man diese Verbindung wieder beleben und stärken kann. Über 20 Jahre lang habe ich mit meinen Mitarbeiterinnen Programme für Kinder, Jugendliche und Erwachsene konzipiert und geleitet, bei denen die direkte Naturerfahrung im Mittelpunkt stand. Es zeigte sich, dass sich mit unserem speziellen Konzept nicht nur das Wissen über Natur, sondern auch Selbst- und Sozialkompetenzen dauerhaft verbessern ließen.

Irgendwann war mir die pädagogische Ebene aber zu begrenzt und ich wollte an dem Ort wirken, an dem alles Fühlen und Handeln seinen Ursprung nimmt: in der menschlichen Seele. So war der nächstliegende Schritt eine Ausbildung in Naturtherapie bei Dr. Wernher Sachon. Um auf Ihre Frage nach meiner Motivation zu antworten: Es gibt keine besondere Motivation oder vielmehr war die Motivation schon immer da. Für mich fühlt es sich so an, als ob ich einfach meinem Lebensthema folge und es immer weiter vertiefe.

Für wen ist eine Naturtherapie geeignet und empfehlenswert?

Für alle, die sich mithilfe von Naturerfahrungen weiter entwickeln wollen. Natürlich fühlen sich von meinem Angebot vor allem naturverbundene Menschen angesprochen. (Dabei bräuchten es die anderen vielleicht umso dringender). Es gibt keine spezielle Indikation für Naturtherapie, sie ist kein störungsspezifischer Ansatz.

Zu mir kommen Menschen, die unter Depressionen, psychosomatischen Beschwerden oder Angststörungen leiden ebenso wie Menschen mit zu viel Stress, in Lebenskrisen oder Trauerprozessen.

Naturerleben in Psychotherapie und Coaching hat viele Vorteile, die eine reine Indoor-Therapie nicht bieten kann. Ein gemeinsamer Spaziergang z.B. entspannt und lockert die Atmosphäre auf. Man sitzt sich nicht so frontal gegenüber und wird nicht ständig angeschaut. Das erleichtert es auch zurückhaltenden Menschen, sich zu öffnen. Hier finden Sie weitere 10 Vorteile des Naturerlebens.

Muss man als Klient/in bei Ihnen bei jedem Wetter raus? Was machen Sie im Winter, bei Regen oder Sturm?

Nein, bei mir muss niemand raus. Den Klient/innen steht es immer frei, sich für die Arbeit im Raum oder in der Natur zu entscheiden. Ich bin auf beides vorbereitet und meine Wanderschuhe stehen ebenso bereit wie eine gemütliche Kanne Tee für eine Indoor-Sitzung. Eine Outdoor-Sitzung an einem windigen Herbsttag kann übrigens sehr ergiebig sein! In meinem Blog schildere ich im Artikel Gegenwehr bringt nichts ein anschauliches Beispiel dafür.

Eine Indoor-Sitzung ist dann aber keine Naturtherapie, oder?

Manchmal schon, denn die Klient/innen bekommen auch „Rausaufgaben“, die sie allein in der Umgebung ihres Wohnorts machen. Dann berichten sie in der nächsten Sitzung davon und können ihr Erleben mit meiner Unterstützung noch einmal vertiefen und neue Erkenntnisse daraus gewinnen.

Es gibt aber auch Sitzungen, die eher klassisch verlaufen und mit Naturerfahrung wenig zu tun haben. Obwohl: Ist es nicht auch eine „Naturerfahrung“ den eigenen Körper und die eigene Seele  zu erforschen? Hier zeigt sich ja in besonderem Maße unser Selbst-Natur-Sein. Der theoretische Hintergrund und die therapeutische Haltung sind ohnehin immer die gleichen, unabhängig davon, ob ich drinnen oder draußen arbeite.

Meine „geistige Heimat“ ist die humanistische Psychologie, zu der neben der Naturtherapie auch die personzentrierte Gesprächstherapie, die Gewaltfreie Kommunikation sowie achtsamkeitsbasierte Psychotherapien gehören. Alle diese Ansätze fließen je nach Bedarf in meine Arbeit ein.

Die Antwort auf die nächste Frage kann man bestimmt nicht verallgemeinern, da jeder Mensch eine individuelle Vorgeschichte mitbringt und hier sehr viele Faktoren mitspielen. Doch aus Ihren persönlichen Erfahrungen mit Klienten heraus: Kann während einer Krise der regelmäßige achtsame Aufenthalt in der Natur und eine naturgestützte Therapie eine Alternative zu der Einnahme von Psychopharmaka darstellen?

Der tägliche Aufenthalt in der Natur kann (je nach Störungsbild und Schweregrad) eine hervorragende Ergänzung und auch Alternative zu Psychopharmaka sein. Es gibt inzwischen viele wissenschaftliche Studien, die die Wirkung von Naturaufenthalten gut untersucht haben. Dabei zeigten sich durchweg positive Effekte z.B. auf die Konzentrationsfähigkeit, das Immunsystem, die körperliche und geistige Entspannung sowie die allgemeine Lebendigkeit. Angstgefühle, depressive Gedanken und Antriebslosigkeit nehmen hingegen ab, wenn wir uns in der Natur aufhalten.

Auch die Praxis der Achtsamkeit ist Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen und hat aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse ihren Weg in die Psychotherapie gefunden. Vor allem in Kliniken gehört das Achtsamkeitstraining mittlerweile zum Standard in der Behandlung von Depressionen, Angststörungen, Essstörungen, psychosomatischen Beschwerden und vielen mehr.

In meiner Arbeit kombiniere ich beides und meine Erfahrungen mit „Achtsamkeitsbasierter Naturtherapie“ sind ebenfalls positiv:

Für Angstpatienten bietet die Natur sowohl Gelegenheiten für beruhigende Sinneserfahrungen, als auch für kleine „Mutproben“. Die Praxis der Achtsamkeit hilft dabei, angstauslösende Denkmuster zu erkennen und aus Katastrophen-Phantasien auszusteigen. Menschen mit Depressionen haben oft zu wenig Bindung und emotionale Zuwendung in ihrem Leben erfahren. In der Natur können sie dieses Defizit mit den vielen Geschenken von „Mutter Natur“ auffüllen und vielleicht zum ersten Mal die existenzielle Erfahrung des „Eingebunden- und Getragen-Seins“ machen.

Dieser Aspekt weist schon darauf hin, dass Naturerfahrungen nicht als „Medikament“ missverstanden werden dürfen. Im Gegensatz zu einem Antidepressivum ist das Erleben der Natur nicht etwas Fremdes, das von außen zugeführt wird, sondern wir sind ja selbst ein Teil davon. Aus der Entfremdung, die uns vielleicht sogar krank gemacht hat, wird eine Verbundenheit mit der (eigenen) Natur. Insofern gleicht ein achtsamer Spaziergang eher einem Nachhausekommen als einer Medizin.

Wichtig: Durch Spazierengehen allein verändert sich die Persönlichkeit ebenso wenig dauerhaft wie durch die Einnahme von Psychopharmaka. Daher rate ich jedem, der an einer psychischen Störung leidet, zu einer langfristigen Psychotherapie.

Im Sinne der Prävention und Gesundheitsförderung: Wie kann jeder von uns die Natur nutzen, um gesund zu bleiben? Und was tun Sie persönlich für Ihre psychische Ausgeglichenheit?

Ich empfehle, täglich mindestens 30 Minuten im Grünen zu verbringen. Besser noch wäre eine Stunde. Es muss kein langer Waldspaziergang sein, es genügt auch schon, durch den Stadtpark zu schlendern oder im Garten zu sitzen. Dabei sollten Sie ihre Aufmerksamkeit auf die Natur richten, z.B. ein Tier beobachten oder ganz genau das Wetter wahrnehmen. Eine schöne Übung ist auch, jeden Ihrer fünf Sinne zu „füttern“: eine Pflanze oder ein Tier ganz genau betrachten, an etwas riechen, mit den Händen betasten, auf Geräusche achten und etwas zum Essen finden.

Wenn Ihre Aufmerksamkeit „bei Sinnen“ ist, kann der Geist nicht so leicht abschweifen und sich in Grübeleien verlieren. Falls es doch passiert, laden Sie Ihre Aufmerksamkeit einfach freundlich dazu ein, sich wieder auf das Objekt Ihrer Beobachtung zu konzentrieren.

Als Therapeutin ist es für mich besonders wichtig, auf meine seelische Balance zu achten. Wie ich oben schon erwähnte, hilft mir dabei seit jeher der Aufenthalt in der Natur, vor allem im Wald. Seit vielen Jahren praktiziere ich außerdem Achtsamkeitsmeditation und Kundalini-Yoga. Das vertieft täglich meine Beziehung zu mir selbst und zur Natur. Seit über einem Jahr ernähre ich mich vegan und glutenfrei. Den Anstoß dazu gab eine Lebensmittelunverträglichkeit, aber ich war wirklich erstaunt darüber, wie viel Energie und gute Laune ich seitdem habe! Das will ich auf jeden Fall beibehalten!

Zum Abschluss würde ich gern noch einen Blick in die Zukunft werfen. Was sind Ihre nächsten Pläne?

Ab 2017 gebe ich meine Erfahrungen und mein Wissen über „Achtsamkeitsbasierte Naturtherapie“ in einer neuen Weiterbildung weiter. Darauf freue ich mich ganz besonders! Angesprochen sind Menschen mit beruflicher Ausbildung und Erfahrung im Bereich Psychotherapie, Coaching oder Beratung. Weiterführende Informationen sind auf meiner Website zu finden.

Vielen Dank für das Interview!

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